„Wenn die Leute zum ersten Mal den Begriff „Waldbaden“ hören, gehen sie oft davon aus, dass man dabei einfach nur Bäume umarmt“, erzählt die zertifizierte Waldtherapieführerin Amanda Yik, während sie einen ruhigen, von Bäumen gesäumten Pfad in Lung Fu Shan an den westlichen Hängen vom Peak auf Hong Kong Island entlangschlendert. „Es ist jedoch erwiesen, dass Waldbaden den Blutdruck, die Herzfrequenz und den Anteil schädlicher Stress- und Angst-Hormone senkt – Faktoren, die sich besonders positiv auf Körper und Geist auswirken“, sagt sie.
„Das Waldbaden ist eine sehr einfache Möglichkeit, die geistige und körperliche Gesundheit zu fördern“, sagt Yik, die Mitglied der in den USA beheimateten Association of Nature and Forest Therapy Guides and Programs ist. „Es geht wirklich darum, unsere Sinne zu sensibilisieren, zu entschleunigen und einfach das Leben in der Natur zu genießen.“
Yik, die früher als Anwältin arbeitete, suchte nach einer Krebsdiagnose eine tiefere Verbindung zur Natur. Während ihrer Behandlung, in der sie nur langsame Spaziergänge in ihrem örtlichen Park bewältigen konnte, las sie über die japanische Praxis des Shinrin-Yoku, des „Waldbadens“.
„Ich suchte mir einen ruhigen Platz unter einem Baum, entspannte meine Augen, atmete die feuchte Morgenluft ein und betrachtete die wechselnden Farben der Blätter an den Bäumen“, erzählt Yik.
Innerhalb weniger Monate beschloss sie, mehr über diese Methode zu lernen und absolvierte 2017 eine Ausbildung zur zertifizierten Waldtherapie-Führerin und -Ausbilderin. Dabei gehen die „Badenden“ in aller Ruhe und ziellos umher, während sie in die Natur eintauchen und mit allen Sinnen die Geräusche, Gerüche und den Anblick der Natur erleben und erfühlen.
„Hongkong ist so hektisch, dass wir unsere Sinne oft abschalten“, sagt Yik. „Unterwegs mit der MTR in der Rushhour wollen die meisten von uns einfach nichts mehr spüren. Waldbaden bedeutet dieser stressigen Umgebung zu entfliehen und uns an einen Ort zu begeben, an dem wir uns wohlfühlen, an dem wir entschleunigen und unsere Sinne wieder erleben.“
Anfangs stellte Yik fest, dass das Waldbaden nicht sehr bekannt war, doch während der COVID-19-Pandemie wuchs das Bewusstsein dafür – und die 24 Country Parks der Stadt bieten die idealen Voraussetzungen dafür!
„Hongkong ist einzigartig, denn etwa drei Viertel der Fläche sind ländlich geprägt, 40 Prozent davon sind als Country Parks ausgewiesen, und diese Grünflächen sind alle leicht zu erreichen“, sagt sie. „Nur 15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt findet man wunderschöne Wälder, atemberaubende Felspools und Wasserfälle.“
Der 47 Hektar große Lung Fu Shan Country Park – der kleinste der städtischen Naturparks – ist einer von Yiks Lieblingsplätzen zum Waldbaden, insbesondere der abgeschiedene Berg Lung Fu Shan.
Der Lung Fu Shan mit seinen üppigen Wäldern, gepflasterten Wanderwegen und Picknickplätzen ist auch ein Paradies für die Tierwelt. Er beherbergt Hunderte von Vogel- und Schmetterlingsarten, darunter die langschwänzige Blaue Elster (Urocissa erythroryncha) und den rot-weiß-gelb gescheckten Delias-Schmetterling (Delias pasithoe). Wenn sie den Park betritt, fühlt sich Yik wie in eine andere Welt versetzt.
„Die Vegetation ist hier sehr dicht und man hat das Gefühl, von Bäumen geradezu umhüllt zu sein“, sagt sie. „Es gibt einen kleinen Bach (Lung Fu Stream) entlang des Pik Shan Path, an dem ich gerne Zeit verbringe. Weiter oben auf dem Hügel liegt eine große Grasfläche. Dort lege ich mich gerne in die Sonne und schaue mir den Himmel an: Das ist definitiv einer meiner Lieblingsplätze.“
Anfängern, die das Waldbaden ausprobieren möchten, empfiehlt Yik, sich beim ersten Mal von einem Führer begleiten zu lassen. „Auf diese Weise bekommt man einen Eindruck davon, wie es sich anfühlt, und kann es dann später leichter umsetzen.“
Geführte Waldbäder, die in der Regel bis zu drei Stunden dauern, gibt es das ganze Jahr über. Yik empfiehlt, aus Sicherheitsgründen ein voll aufgeladenes Handy mitzunehmen, es aber in den Flugzeugmodus zu versetzen, um Ablenkungen zu vermeiden.
Menschen sollten „entschleunigen“, sagt sie, um das Waldbaden in vollen Zügen zu genießen. „In Hongkong ist alles so schnelllebig und alles muss immer sofort geschehen“, fügt sie hinzu. „Aber das Waldbaden ist ein echter Ausgleich, der uns anstatt mit dem menschengemachten Tempo mehr in Einklang mit dem Rhythmus der Natur bringt.“
Laut Yik kann das Waldbaden eine Alternative zu einer Wanderung oder Teil einer Wanderung sein. „Suchen Sie sich einen schönen Platz und nehmen Sie sich etwas Zeit, setzen Sie sich hin und nehmen Sie die Dinge um sich herum in sich auf – die Farben, Formen, das Licht und die Geräusche – und öffnen Sie Ihre Sinne“, gibt sie Anfängern als Tipp. „Riechen Sie, ob ein Duft in der Luft liegt, und berühren sie die Natur, um ihre Texturen zu erkunden.“
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